Margarethe Wallmann (hier im Foto mit ihrem Mann Walter in gesunden Tagen) ist dieser Tage 80 Jahre alt geworden. Rund 12 Jahre lang pflegte sie ihren an Parkinson erkrankten Mann Walter, den ehemaligen sehr populären Frankfurter Oberbürgermeister (1977 bis 1986), der danach noch in der Tschernobyl-Reaktor-Katastrophe auf Bitten von Bundeskanzler Helmut Kohl für ein Jahr als Minister für Umweltschutz, Naturschutz und Reaktorsicherheit nach Bonn ging, um danach die Aufgabe als neuer hessischer Ministerpräsident zu übernehmen. Er war ein wesentlicher Baumeister der neuen Stadt Frankfurt. Unter anderem mit der Fertigstellung der Alten Oper und des auch mit von Kulturdezernent Prof. Hilmar Hoffmann entwickelten beeindruckenden Museumsufers, das der Mainmetropole zusätzlichen Glanz mit neuen Akzenten einer kulturellen Entwicklung verliehen hat. Viele Bürger sahen in Walter Wallmann den konsequenten Macher und Lenker eines sehr erfolgreichen Frankfurter Magistrats, der „machte“ und nicht nur Vorhandenes verwaltete. Die Bürger erlebten einen städtischen Aufschwung, der sich in vielen Facetten eines neuen Bürgertums mit großer internationaler Beachtung niederschlug.
Wo der mit vielen Vorzügen des politischen Tuns ausgestattete Niedersachse, der für die CDU im Bundestag auch in mehreren wichtigen Ausschüssen wirkte, ehe er von seinem Wohnort Marburg letztlich nach Frankfurt kam, um OB Rudi Arndt nach einer spannenden OB-Wahl im Römer abzulösen, aktiv wurde, entstand etwas. Ein neues, sympathisches Stadtbild, sagen die einen. Andere wiederum sind dankbar für die neuen Frankfurt-Gefühle, die die jetzt erstmals auch den „Römer“ für die breitere Öffentlichkeit öffneten. Für viele Frankfurter Bürger ist Walter Wallmann bis heute rein kommunalpoltisch gesehen d e r Macher der neuen Rhein-Main-Metropole. Selbst politische Andersgläubige bekennen, dass sich dank dieser wichtigen Weichenstellung Frankfurt weiterhin zu Gunsten dem Bild einer modernen Großstadt, auch unter OB Petra Roth, neu und dynamisch darstellt.
Als Walter Wallmann nach langer Krankheitsphase mit mehreren Herzinfarkten für immer die Augen schloss, war die Trauer enorm groß, ja auch in den vielen Vereinen bis zu Eintracht Frankfurt spürbar. Die Frankfurter wußten, welch politisches Schwergewicht mit enger Verbindung zu den Menschen von ihnen gegangen war. Dies war auch in den Trauerreden anlässlich der Beisetzung auf dem Hauptfriedhof, wo der Frankfurter Ehrenbürger seine letzte Ruhe fand, sehr deutlich zu erfahren und zu spüren.
Margarethe Wallmann, die ihrem Walter 1970 das Ja-Wort schenkte, hat ihren Mann verloren. Die Bürgerschaft ein vorher in dieser Art nicht gekanntes Idol und einen wichtigen Hoffnungsträger. Selbst von einer neuen späteren gänzlich neuen Aufgabe als Bundespräsident war ob seines exzellenten Ansehens die Rede. Walter Wallmann hatte es geschafft, in seiner Frankfurter Amtszeit mit seinem hervorragend besetzten Magistrat wieder bürgerlichen Stolz und kommunalpolitische Warmherzigkeit herzustellen, was unter der Ägide von Rudi Arndt verloren gegangen war. Dazu gelang es ihm eine Brücke zu bürgerlicher Mitverantwortung zu schlagen. Frankfurter entdeckte wieder den Bürgerstolz.
Bei den Tischgesprächen anlässlich ihres 80. Geburtstages öffnete Margarethe Wallmann, die man immer als Persönlichkeit mit großem Sozial-Engagement erlebte, im Beisein ihres Sohnes Walter jr. und dessen Ehefrau Petra (Foto) nochmals die Schatulle mit schönen privaten Erinnerungen. Sie erzählte u. a. auch von der anekdotischen Tatsache, dass ihr Walter, dessen Leben in der Politik wie auch privat in seinen Memoiren „Im Licht der Paulskirche“ (Ch. Goetz Verlag Potsdam) ausgiebig geschildert wird, sich grundsätzlich stets selbst seine eigenen Schuhe putzte. Demnach wollte er diese Tätigkeit niemandem in der Familie zumuten. Das mache er grundsätzlich gerne selbst, sagte er dazu. Ebenso findet sich darin die Erzählung, wie er gemeinsam mit einem Lokal-Journalisten gemeinsam anlässlich des Gastspiels des bedeutenden Zirkus-Unternehmens Willy Hagenbeck mutig in den Manegenkäfig mit Löwen- und Tigern ging, sich dort zu Gunsten eines guten Zwecks für einen Lions-Club im vollbesetzten Zelt Auge in Auge mit den Raubtieren interviewen zu lassen. Beide „Käfig-Besucher“ bekannten hinterher, dass ihnen das Herz angesichts der fauchenden Bestien bis zum Hals geschlagen habe, aber auch diese seltene praktische Mutprobe sehr wertvoll gewesen sei.
Margarethe Wallmann ist heute als Bewohnerin des GDA-Seniorenstifts in erster Linie Anlaufstation für Enkel, Nichten, Verwandtschaft und Freunde. Manche Erinnerung an vergangene gemeinsame Frankfurter, Bonner und Wiesbadener Zeiten -„sie waren allerdings keineswegs immer ein Zuckerschlecken“ – waren, wurde im Beisein von Verwandtschaft und Freunden nochmals aufgefrischt. Ich durfte gemeinsam mit meiner Frau Marlies daran teilhaben. Es war der große Geburtstag von einer starken und bewundernswerten Frau, die sich voll in den Dienst ihres kranken Mannes gestellt hat, obwohl auch selbst schwer herzkrank. Einige Jahre lang stand sie trotzdem dem Müttergenesungswerk vor und leitete ebenso in der Gemeinschaft mit anderen engagierten Frauen, wie auch Bankierswitwe Renate von Metzler, wichtige soziale Initiativen mit ein. Ihre eigene Gesundheit stellte Margarethe Wallmann weit nach hinten, denn ihr Mann Walter brauchte als langjähriger Parkinson-Patient, mit dem sie die letzten Jahre im GDA-Seniorenstift in einer kleinen Wohnung lebte, täglich ihre volle Unterstützung. Die Krankheit hat ihren Mann Jahr für Jahr mehr zermürbt und zuletzt auch schwer gezeichnet. „Das Leben kann man sich nicht aussuchen. Man muss es annehmen, in guten wie in schlechten Zeiten“, betonte sie jetzt mir gegenüber bei unserem Geburtstagsplausch.
An dieser Stelle darf auch ich mich mit meiner Frau Marlies in die Reihe der vielen Gratulanten stellen, um Margarethe Wallmann für vieles Gute im Leben der Stadt Frankfurt zu danken und ihr mit ihren Lieben alles Gute zu wünschen. Horst Reber
Der Beitrag Margarethe Wallmann – die leise „First Lady“ mit viel Engagement erschien zuerst auf Horst Rebers Tag & Nachtausgabe.
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