Freitag, 23. Juni 2017

Boris Becker, die Quelle für Schlagzeilen und dubiose Geschichten um einen Topsportler der Vergangenheit

Es war 1985 in Wimbledon, als ein rothaariger junger Tennisspieler aus dem kleinen Städtchen Leimen bei Heidelberg alle Großen dieser Welt von der ersten Seite der Zeitungen wie ein Orkan wegfegte. Das blutjunge Tennis-Nachwuchstalent Boris Becker wurde überraschend Wimbledonsieger. Eine Weltsensation im Sport. Der Name Becker beherrscht seitdem – mal mehr, mal weniger, Welt der Medien zwischen Tennis, Privatleben und Affären. Mal mediengemäß mit unterschiedlichen Frauen sowie Nichtigkeiten über einen Sportler, den inzwischen die ganze Welt kennt. Viele verehren ihn aus der Erinnerung in Verbindung mit dem roten Sand und einem Becker-Hecht. Vermutlich fast ebenso viele Menschen haben an Becker-Stories mit Frauen, Nachtleben oder Ungeschicklichkeiten im Umgang mit so genannten C- und D-Promis weiblicher Art nur geringes Vergnügen, lesen diese Geschichten aber trotzdem. Becker ist eine Marke der Unterhaltung geworden. Und hält sich. Auch 32 Jahre noch nach seinem ganz großen Tennis-Coup auf dem Rasen von Wimbledon. Gewiss, inhaltlich meistens privat seicht und belanglos. Aber trotzdem für die Meute in der Spur der Promis wichtig und meistens thematisch anspruchslos interessant.

Muss man ihn trotzdem beneiden um seine Schlagzeilen und die weltweite Öffentlichkeit? Ich würde sagen, das soll, wer will. Mir tut bei aller Bewunderung für seine großen Erfolge im Tennissport dieser Boris aus Leimen eher leid. Weil man ihm oft Unrecht tut. Die vielen dümmlichen Respektlosigkeiten gegenüber diesem Sportstar, der natürlich auch in weitaus jüngeren viele Fehler begangen hat, sind mir sehr unangenehm. Manchmal kaum zu ertragen, weil überheblich, arrogant bis zum Erbrechen und öfter auch in der negativen Übertreibung fast kriminell. Spott hat Boris Becker bislang bemerkenswert ertragen. Da muss man ihn bewundern. Da überragt er seine Kritiker oft meilenweit.

Ich hoffe, dass er dies weiterhin so souverän wie bisher tut. Auch gerade jetzt, wo bald wieder Wimbledon im Mittelpunkt der Sportszene steht. Ich erinnere mich, wie glücklich ich als junger Reporter war, als ich mit ihm ein Exklusiv-Interview nach seinem Wimbledon-Erfolg machen konnte. Klar, ich merkte, dass er noch ziemlich naiv war und die Fallen des Mediengeschäftes noch nicht sah oder ihnen ausweichen konnte. Aber Frage: Muss man dies dann ausnutzen? Nein. Boris verdient Fairness. Und zwar bis heute.

Boris hat viel Unsinn erlebt, ohne daran kaputt zu gehen. Eine gewisse Naivität ist möglicherweise geblieben, aber heute gefällt mir dieser Boris Becker als einer, der viel dazu gelernt hat. Beispielsweise auch wie man mit Medien, und zwar qualitativ in sehr unterschiedlicher Klasse, umgeht. Boris ist heute nicht mehr das Bobbele mit dem badischen Zungenschlag. In seinem Kopf ist speziell das bedeutende fachliche Wissen um den Tennissport, seine Feinheiten und seine Gefahren wie in einem Knaurs Lexikon parat. Und zwar jederzeit abrufbar. Er hat bewiesen, dass er seine besonderen Fähigkeiten an junge Spieler mit Talent und vielversprechenden Eigenschaften generell gut vermitteln kann. Er legt heute eine Analyse hin, dass Kritikern der Mund offen bleibt. Das können nicht viele ehemalige Sportgrößen. Dafür bewundere ich Boris Becker. Dafür bin ich ihm auch dankbar im Sinne des deutschen Sports. Er ist vor den Dummen und Überheblichen schützenswert. Und ich glaube, dass ich damit glücklicherweise nicht allein bin. Horst Reber

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Der Beitrag Boris Becker, die Quelle für Schlagzeilen und dubiose Geschichten um einen Topsportler der Vergangenheit erschien zuerst auf Horst Rebers Tag & Nachtausgabe.



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