Der FC Bayern München ist wieder Meister der Bundesliga-Saison 2016/2017. Dazu darf man Uli Hoeneß und seinem Team herzlich gratulieren. Eintracht Frankfurt war anfangs auch ganz gut dabei – bis dann eine lange Leer-Phase in puncto Erfolg kam. Eine verdammt lange, muss man sagen. Die Zuschauer der Eintracht haben das bescheidene Abschneiden der letzten Jahre bislang hingenommen, trotzdem jede Menge Geld in das Saison-Vergnügen SGE-Bundesligaspiele „eingezahlt“. Zufriedenheit in Frankfurt? Nüchtern geantwortet muss man feststellen: Wirklich nicht. Für die Mainmetropole mit einem gewaltigen Kapital und vielen Ressourcen im Rücken ist das bei der allgemeinen und ständig international wachsenden Fußballbegeisterung in meinen Augen zu wenig. Viel zu wenig. Und warum ist das so?
Nun, es gibt sicherlich viele Ursachen. Vor allen Dingen zu viele Köche, die voller Eitelkeit als Würze in der Eintracht-Suppe rühren. Leider ohne den Geschmack besonders vorteilhaft zu verändern. Eine Bestandsaufnahme der Fehler im Einklang der guten Entscheidungen scheint mir bei der Eintracht dringend erforderlich. Immerhin ist man trotz eines guten und sehr engagierten Trainergespanns mit Niko und Robert Kovac und einer noch lange nicht stabilen Mannschaft in der Tabelle und dem Ansehen viel zu weit hinten gelandet. Ein Abstieg war schließlich bis vor wenigen Tagen auch noch fast zu befürchten.
Das aktuelle Bild der Eintracht mag für Fans, die zwischenzeitlich fast alles goutieren, ja gerade noch so einigermaßen stimmen. Aber nur mit viel Wohlwollen. Die Köpfe eines erfolgreichen Vereins sollten rauchen. Aber nicht vor Eitelkeit und Selbstdarstellung. Viel lieber mit gescheiten Aktionen, die dem Verein Respekt, Interesse und auch Sponsoren für eine bessere Kassenlage bringen.
Sorry, meine Herren im Vorstand. Viel zu schnell beruhigt man sich in diesem Geschäft, wenn mal 2 bis 3 Spiele hintereinander gewonnen werden. Viel zu gerne lehnt man sich auch bei der Eintracht seit Jahren zurück und läßt sich von einfachen, unkritischen Zeitgenossen feiern. Fußball ist aber auch Politik. Und zwar eine mit klarer Konzeption für längerfristigen guten Erfolg. Und vor allen Dingen eine mit der Frage nach der Begeisterungsfähigkeit für Mann und Frau. Eine die den Bürgern und den Fans gefällt. Also mit hoher Akzeptanz. Am besten eine, die nicht nur in die Köpfe, sondern unter die Haut geht.
Deshalb möchte ich jetzt, nachdem es unten im Bundesligakeller andere Vereine beim Thema Abstieg erwischt hat, davor warnen, dass man die Brille der satten Zufriedenheit wieder aufsetzt. Vereinsführung ist Kreativität und nüchterne Verpflichtung. Ein Vereinspräsident und seine Mitstreiter werden in der Größenordnung einer Metropole wie Frankfurt ständig wie ein Bürgermeister und Magistrat im Auge behalten. Die Eintracht ist täglich, insbesondere Sonntags und Montags, ein stark frequentiertes Thema bei Hunderttausenden von Menschen. Viele Leute orientieren sich mit ihrer Gefühlswelt vorwiegend an der Eintracht. Oder aber sie verlieren irgendwann das echte Interesse. Die vielbeschworene Liebe plätschert dann nur noch dahin.
Was der Eintracht natürlich auch fehlt ist eine echte sportliche Konkurrenz in der Nachbarschaft. Weder Kickers Offenbach, Darmstadt 98 noch der gerade in der Versenkung der 4. Liga verschwundene FSV kommen als ernsthafte Konkurrenten in Frage. Das war schon mal anders.
Ist es ein Wunder, dass heute noch ein vor Jahren verstorbener Kapitän Alfred Pfaff oder ein Stürmer wie Richard Kress in allerbester Erinnerung sind und Bewunderung trotz deren letzter Ruhestätte auf einem Friedhof erfahren? Oder obwohl der Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1959 mit dem 5:3-Erfolg nach Verlängerung über Kickers Offenbach nur noch im Meisterpokal eingraviert zu finden ist? Ein begnadeter Ex-Spieler wie Istvan Sztani bekommt heute noch Respekt und Bewunderung, auch bei jüngeren Leuten, obwohl diese weder den einen noch anderen jemals aktiv live am Ball gesehen haben. Aber diese Legenden haben sich bis heute erhalten. Dasselbe gilt für Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein, Bernd Nickel oder Charly Körbel, Dieter Lindner, Dr. Peter Kunter, Egon Loy und Uli Stein, um nur einige Namen aus der Vergangenheit zu nennen. Deren Leistung und jener Lustgewinn ist immer noch in irgendeiner respektablen Form erhalten oder auch leicht im Museum beim Leiter Matthias Thomas nachzuvollziehen, jeweils mit entsprechenden historischen Zeugnissen.
Ein Verein wie Eintracht Frankfurt hat es glücklicherweise verstanden, sich für den Blick zurück, der zugleich immer einer nach vorne ist, das Eintracht-Museum in der Commerzbank-Arena zu schaffen. Aber das reicht nicht aus. Die Tagesaktualität, die breite Perspektive muss dazu. Und zwar mit lebenden Personen, die überzeugen.
Ich weiß, es wird manches gemacht oder auch versucht. Aber eine generelle nüchterne Bestandsaufnahme würde der Eintracht nach meinem Eindruck mal gut zu Gesicht stehen. Eine allgemeine offene Aussprache mit vielen eigenen Überlegungen in einem internen Kreis könnte ein Anfang sein, um mit neuen Ideen oder alten Erkenntnissen wieder die Segel neu am Main zu setzen. Man träumt doch seit Jahren von mehr. Glaubwürdigkeit und Leidenschaft gehören dazu. Nur den Adler sich aufs Revers zu heften, nun, das ist mit Sicherheit zu wenig.
Diese Zeilen sollen lediglich zu Gunsten der Eintracht ein kleiner Weckruf oder eine positiv gemeinte Anregung sein. Und zwar aus neutraler Position mit Respekt für den Verein und seine wichtige Tradition. Ich gehe mal davon aus: Es gibt in Frankfurt noch jede Menge wohl meinende Bürger, die gerne bereit wären, auch mitzudenken. Oder sogar mit zu handeln und den einen oder anderen Beitrag für einen so bekannten Verein zu leisten, der in der ganzen europäischen Fußballwelt ein Begriff ist. Selbst wenn die Eintracht jetzt den DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund gewinnen sollte, was allerdings verdammt schwer werden dürfte, dann gäbe es für die Saison 2017/2018 und darüber hinaus noch genügend zu tun, um das Fahrwasser nach weiter oben auf breiterer Basis wieder ein Stück schneller und überzeugender fließen zu lassen. Frankfurt hat es verdient. Diese Stadt lebt. Die Eintracht ist ein wichtiger Baustein des täglichen städtischen Lebens. Nicht nur in der Sponsor-Abteilung der dominierenden Bankenwelt, die im übrigen wie die Polit- und Parteienlandschaft genügend mit sich selbst zu tun hat. Horst Reber
Der Beitrag Eintracht „Quo Vadis ? Kann eine Stadt wie Frankfurt/Main mit dem Verein zufrieden sein? erschien zuerst auf Horst Rebers Tag & Nachtausgabe.
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