Mittwoch, 28. September 2016

Das tollste Parfüm hilft leider nicht – auf der Zeil riecht es nach Ärger, Unrat und Stadtkritik

Klaus Kobberger, 58jähriger Drogist mit sehr erfolgreicher Parfümerie-Karriere in zwei sehr angesehenen Dependancen in der Stadt Frankfurt, ist ein kontrollierter Mann der Tat: Nachdem seine Beschwerden bei der Stadt Frankfurt über das Bettler- und Obdachlosen-Unwesen  an der Zeil 127 in der Nachbarschaft der Hauptwache nie etwas gefruchtet haben, zog er die unternehmerische Reißleine: „Nichts wie weg. Hier ändert sich doch nie etwas“.

So kam es, dass Klaus Kobberger entschieden hat, die bisherige Zeil-Adresse seines renommierten Parfümerie-Imperiums von der Hauptwache ab Februar 2017   ins  Thurn- und Taxis-Palais der benachbarten Großen Eschenheimer Straße zu verlegen. Die einstmals sehr gute Adresse gegenüber der Hauptwache hat sich in seinen Augen leider katastrophal geändert. Der Unternehmer, der in seiner Freizeit gerne ausreitet,  war mit dem Zustand und der ständig schlimmer werdenden Entwicklung vor seinem eleganten Geschäft in der City mit nunmehr 83jähriger Parfümerie-Tradition nicht mehr einverstanden. Zuviele Pennbrüder, Trunkenbolde und aggressive Gruppierungen von unbekannten Leuten aus Ost-Europa haben ihn jetzt dazu veranlasst, sein bisheriges Domizil zu verlegen. Der Entscheid fiel ihm trotzdem schwer. Eine Situation mit neuen Wechsel-Gedanken aus ganz sachlichen Erwägungen, die dem Kaufmann nicht leicht gefallen sind, wie auch all seine Stammkunden wissen.

Kobbergers  neues Standortglück liegt rund 250 Meter weiter in Richtung Große Eschenheimer Straße, direkt im Südflügel des historischen Palais Thurn und Taxis. Sein Credo: „Ich kann die Entwicklung vor dem Geschäft nicht mehr mit ansehen, das ist Kunden auf Dauer nicht mehr länger zuzumuten.“ So wird er mit seinen über 20 langjährigen Mitarbeitern umziehen, um im neuen Jahr ab Februar seinem Anspruch als maßgebliches Geschäft im Einzelhandel mit klaren Vorstellungen für Qualität und Umfeld neu zu definieren. Mehrere Versuche, das unkontrollierte Bettlerunwesen vor seinem alten Geschäftsbereich mit städtischer Hilfe zu unterbinden sind leider fehlgeschlagen. Das heißt genau: Die Stadt Frankfurt rührte sich nicht.

Was zunächst als sehr ärgerlich erscheint, das könnte sich künftig zum Guten oder zum Besseren wenden. Das Thurn- und Taxis-Palais ist eine sehr renommierte neue Adresse in der Frankfurter Geschäftswelt. Zudem sind die Mieten erträglicher als bislang gegenüber der Zeil an der Hauptwache. Der Unmut könnte sich bis zum 100jährigen Jubiläum des Fachgeschäftes mit rund 25 Mitarbeitern in Glücksgefühle verwandeln. Aber die Stadt hat damit ihr Bettler-Problem keineswegs nicht gelöst. Oberbürgermeister Peter Feldmann scheint die Bedeutung einer attraktiven Innenstadt mit guten Geschäftsadressen allerdings anders zu sehen als Klaus Kobberger und sein in Frankfurt bekannter „Maitre de Parfüm“, Dirk Usener,  der bei seinen vorwiegend weiblichen  Kunden ob seiner Freundlichkeit seinem großem Fachwissen ein Star der Branche geworden ist. Die Kobberger-Mannschaft freut sich schon jetzt auf die neue Edeladresse im Thurn- und Taxis-Palais. Auch ihr war die jährlich anwachsende Anzahl schräger Gestalten vor dem Geschäft schon lange nicht mehr geheuer. Die Parfümerie in Sachsenhausen als zweite Adresse des Unternehmens bleibt wie gehabt.

Der Beitrag Das tollste Parfüm hilft leider nicht – auf der Zeil riecht es nach Ärger, Unrat und Stadtkritik erschien zuerst auf Horst Rebers Tag & Nachtausgabe.



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