Die Welt schaut in wenigen Stunden auf eine TV-Debatte zwischen Donald Trump und Hillary Clinton – beide Kandidaten hätten in Deutschland kaum eine Chance geliebt oder als Politführer anerkannt zu werden. Mister Trump mag ja an Dollars und Firmen reich sein – immerhin war er allerdings schon viermal pleite als Unternehmer – , aber es dürfte nur relativ wenige Germans geben, die ihm ihr Vertrauen schenken würden. Grund: Kein Format, das Gegenteil eines Vorbilds aus allen möglichen Blickwinkeln, keine Person des Vertrauens nach unseren Maßstäben.
Das Beste an Frau Clinton ist in meinen Augen ihr Ehemann Bill, der Ex-Präsident. Sein Handicap in der öffentlichen Wahrnehmung zur Person. Sein präsidialer Freizeit-Gestaltungsstil war zuletzt auch nicht gerade das, was normalerweise Vertrauen einflößt. Aber Bill, der rein politisch in seiner Amtszeit zumindest einen passablen und besonnenen Eindruck hinterließ, hat inzwischen nichts mehr auf der großen Bühne zu vermelden. Und ansonsten? Wohl nur wenige Leute wissen genau, ob er und Hillary überhaupt noch das sind, was man unter einem normalen Ehepaar versteht. Aber das ist deren ganz persönliche Sache. Sei´s drum. Aber es sei gestattet, mal ganz nebenbei zu bemerken: Beide Kandidaten erfüllen keine Vorbild-Norm nach klassischen normal-strengen europäischen Maßstäben, an Personen in diesen so wichtigen Ämtern. Ich gebe aber auch zu, dass es die Mächtigen unseres Planeten nicht nur im Amt, sondern auch drumherum verdammt schwer haben, immer gut anzukommen. Aber – und darauf kommt es an – beide brauchen Vertrauen in ihre Person, und zwar von von vielen Millionen Menschen. Beide könnten bald ein Land regieren, das der Welt Hoffnung, Kraft und Vertrauen in die globale Zukunft gegeben hat und dies auch künftig geben soll. Der Wahlkampf hat allerdings für diese Vision noch wenig hergegeben. Als amerikanischer Staatsbürger würde ich bis zum Wahltag vermutlich nur mit schwerlastigen Gedanken einschlafen. Diese Voraussetzung gilt nicht nur bei den Amerikanern. Dafür spielen die USA generell eine viel zu wichtige Rolle in der Weltpolitik, im Frieden, in der Wirtschaft, der Hygiene und Zuverlässigkeit des politischen Lebens. Wir in Europa wissen doch, wenn Amerika an der Polit-Front versagt oder gravierende Fehler sich leistet, dann muss gleichzeitig auch Europa in bedeutsame faule Äpfel mit reinbeißen. Und genau dies macht vielen Menschen Angst. US-Präsident Obama war bislang aus unserer europäischen Sicht solide und berechenbar. Und sympathisch dazu. Aber auf was kann man bei Trump und Clinton in den Vereinigten Staaten hoffen und bauen? Die angesehene „New York Times“ traute sich sogar, Trump als den „schlimmsten Kandidaten aller Zeiten“ darzustellen. Das sagt mehr über diesen Präsidentschaftskandidaten als je über einen der Vorgänger veröffentlicht wurde. Zugleich ist diese Aussage und auch viele Reaktionen aus Trumps eigenem Polit-Zirkel ein Indiz für die Verzweiflung, die nicht nur den gescheiten Redakteuren dieses US-Blattes schon heute zu schaffen macht. Vertrauen sieht anders aus. Da können wir mit Angela Merkel und ihrem Kabinett doch einigermaßen hörbar aufatmen. Dazu auch noch hoffnungsvoll zum deutschen Lieblingsthema Flüchtlinge sagen, auch wenn es manchem AfD-Liebäugler nicht gefällt: Wir geben nicht auf! Wir sind aber inzwischen ein Stück weiter. Wenn auch noch nicht ganz am Ziel unserer Wünsche für diese großen Probleme, die nicht mit einem Federstrich zu bewältigen sind. Dafür ist unsere Welt viel zu sehr in einer schwierigen Phase des Wandels. Und jenen müssen die Menschen in vielen Ländern verkraften, was zum Teil sehr, sehr schwer ist.
Meine Meinung: Politik ist wie ein Stein, der eine Zeit lang beharrlich sowie sehr kunstvoll behauen werden muss, ehe er das wird, das sich der Künstler vorstellt. Fehlschläge sind in der Werkstatt inbegriffen. Deutschland als die Nr. 1 in Europa ist jedoch besser dran als Amerika. Darauf bauen derzeit mehr Menschen als manche Auguren glauben.
Der Beitrag Keine Polit-Vorbilder aus den USA: Weder Trump noch Clinton könnten deutsche Wähler begeistern erschien zuerst auf Horst Rebers Tag & Nachtausgabe.
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