Achaz von Thümen, der ehemalige Eintracht-Präsident (1973 bis 1981), der davor auch einige Jahre lang Vorsitzender des Verwaltungsrates war, war nicht nur in den Augen der FAZ ein Edelmann. Einer, der sich als preußischer Beamter verstand und auch so lebte. Er sorgte als Kurator der Universität auf dem Campus im Stadtteil Bockenheim für wesentliche bauliche Verbesserungen. Alles ohne besonderes Erscheinen in der Öffentlichkeit. Er liebte einen scharfen Geist und das Understatement. „Lieber bescheiden und effektiv in der Sache, aber kein Bohei um die eigene Person“, pflegte er stets sein Leben zu beschreiben. In der populären Talkshow der 1988 eingestellten Boulevard-Zeitung Abendpost/Nachtausgabe, die ich 50 Mal mit großem Vergnügen anfangs in den Goethe-Terrassen der BfG und später im „Parkhotel“ am Wiesenhüttenplatz sowie dann bis zum Ende der Zeitung im Hotel Kempinski organisierte und moderierte, Co-Moderatorin war anfangs die Journalistin Claudia Korenke (re) – sagte er in live ins Mikrphon, wie er Menschen generell empfinde: „Leute, die sich laut gebärden, die viel Tamtam machen, die haben auch meistens enorme Schwachstellen. In der Regel ist es besser für sie, wenn man sich nicht die Mühe macht dahinter zu schauen…“
Ein kluger Mann, dieser Herr von Thümen. Er war preußisch geprägt, auch in der Zeit noch, als er der Eintracht vorstand. Zu offiziellen Sitzungen kam er im Sommer auch mal ganz leger mit offenen Sandalen ohne Strümpfe. Dazu war immer sehr höflich und ein aufmerksamer Zuhörer. Es war schwer ihm irgendetwas zu erzählen, was nicht war. Das merkten auch ganz schnell seine Spieler. Zum Thema Fans hatte er damals auch eine klare Meinung, allerdings war das Fanwesen in seiner aktiven Zeit ganz anders gestrickt und lange nicht so organsiert wie heute: Nämlich meistens normal im Verhalten, so gut wie nie exzessiv oder gar mit Gewalt auch auf Randale aus.
Andere Zeiten, anderes Verhalten. Und generell eine andere Haltung im täglichen Leben. Er ist nicht nur mir als Journalist unvergessen. Als ich ihn in der A/N-Talkshow fragte, wie er denn als Universitätsprofessor ein Fußballfan geworden sei, da sagte er nur: „Weil mir das Spiel mit dem Ball schon sehr früh gefallen hat. Ich sah für mich die Möglichkeiten, in dieses Spiel auch jede Menge Intelligenz einzubringen…“
So war er, der gute Achaz von Thümen. Gott habe ihn selig. Er war ein blitzgescheiter, manchmal etwas skurril erscheinender, aber grundsätzlich sehr anerkannter Mann mit großer Liebe für den Fußball. Ich denke öfter mal an ihn. Seine besondere Persönlichkeit setzte auch personell und sportlich in seiner Zeit Maßstäbe. Immerhin gewann die Eintracht in seiner Ära drei Mal den DFB-Pokal (1974, 1975, 1981) und 1980 den UEFA-Cup. 1996 wurde Achaz von Thümen zum Ehrenpräsidenten der Eintracht ernannt.
Der Beitrag Eintracht-Präsident Achaz von Thümen vor 35 Jahren: Fans sind unsere Gäste, so müssen sie sich auch in der Öffentlichkeit darstellen erschien zuerst auf Horst Rebers Tag & Nachtausgabe.
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