Hartmut Schiemann (67) Gründer vom Frankfurter Operncafe´und Rock-Sänger aus Leidenschaft ist Opernplatz-Legende. Er hatte mit seinem damaligen Gastro-Partner Klaus Ziegler 1980 den Schlüssel für die realisierte Idee dieser bis heute höchst populären neue Adresse erstmals herumgedreht, um sie wenige Wochen später mit neuem selbst ausgesuchtem Mobilar, u. a. vom Flohmarkt, aus Paris mit dem Flair von der Metropole an der Seine mit einem Augenzwinkern und „Voila“ für die Frankfurter Schickeria zu eröffnen. Die Neugier war groß in der Bankerstadt, das Echo ebenfalls. Das Operncafe blieb unter der Regie des Gespanns Schiemann/Ziegler eine ganz große Nummer für die schon etwas vom Erfolg beglückte Szene jüngerer Leute von Rhein-Main. Das hat sich bis zum großen Finale der Übergabe an den cleveren Geschäftsmann Siggi Schneider und dessen blonder Ehefrau Sabine bis heute nicht geändert. Alles läuft, auch das dazugehörige Restaurant „Charlot“, das ebenfalls zum Schiemann/Ziegler-Imperium gehörte bis man sich mit beruhigenden Zahlen von diesen Immobilien trennte. Die populäre Gastro-Adresse als Anziehungspunkt für Frankfurt und Umgebung mit oft internationalen Besuchern ist geblieben. Wie auch das freundliche Kellner-Duo Carlo und Klaus oder wie auch noch manches Bild an den Wänden als gern gesehenes Interieur. Auch die neuen Service-Kollegen passen bestens in diese Welt. Man gehört wie früher zum Haus, verdient auch dank guter Gäste nicht schlecht. Und doch ist inzwischen, was Wunder, manches etwas anders geworden. Erstens die die Zeit – und im Plural gesprochen – die Zeiten. Dazu gehören natürlich auch die Gesichter. Eine neue Generation ist angekommen. Es geht jetzt auch etwas vornehmer, vielleicht auch etwas gediegener zu, was nicht nur an den blütenweissen Tischdecken liegt. Der Ton ist nach wie vor sehr nett und sympathisch. Aber der kleine Unterschied: Beide Lokale haben nicht nur wegen des der neuen straffen Geschäftsleitung, die nun auch schon einige Jahre dabei ist, oder wegen des teilweise ausgewechselten und von Süd nach Nord verschobenen Mobilars neue Akzente gesetzt. Neue Gesichter und etwas andere Visitenkarten. Was mir gefällt: Die Kellner-Brigade wird nach wie vor von Gästen oft mit Handschlag begrüßt. Das sind dann die Alt-Kunden. Aber insgesamt ist alles etwas leiser geworden. Der rockige Ex-Inhaber Hartmut Schiemann, der auch „Johnny be good“ unter Freunden firmierte und gerne mit einer Reihe von Gästen einen „kleinen Rouge“ hinter die Binde genossen hat, meinte: „Alte Stimmen werden halt etwas leiser.“
Ob Rennfahrer Jochen Mass, der als deutscher erfolgreichster Hero auf der Piste 105 Rennen ins Ziel brachte und auch einmal als Sieger in der Formel 1 ankam, ist vor einigen Tagen 60 Jahre alt geworden. Er hat die schönen Stunden am Opernplatz in Frankfurt auch nicht vergessen. Als Typ und Gast mit seiner Ausstrahlung und 71 gesammelten WM-Punkten in unterschiedlichen Boliden schmückt er bis heute gelegentlich beide Lokale. Wie auch Striezel Stuck oder mancher andere seiner schnellen Kollegen. Sie haben stets gerne in Frankfurt aufgehalten, um entweder in Gerd Schülers glorreicher, aber leider nicht mehr vorhandener Flughafen-Disco „Dorian Gray“ zu exklusiven Parties vorbeizuschauen oder dort mit den in Frankfurt ansässigen Medienkollegen das eine oder andere Hintergrundgespräch zu führen.
Locker waren sie alle, die Jungs und Mädels aus den 70er-80er- und 90er-Jahren. Echte Stars des Showbusiness bis zu der Frankfurter Eiskönigin Marika Kilius, Theater- und Filmgröße Günther Strack, Chanson-Star Marlene Charell oder die so tragisch aus dem Leben geschiedene Münchnerin Sängerin Margot Werner, deren griffiger und Männer freundlicher Titel „So ein Mann, so ein Mann…“ heute noch bei vielen großen Festen kräftig von Alt und Jung beiderlei Geschlechts ohne textliche Hilfe laut und vernehmlich mitgesungen wird, kannten diese Gastro-Adresse von mannigfachen Anlässen, auch in der Alten Oper bei Bällen. Aber alles kommt, alles geht. Die Erinnerung bleibt meistens noch etwas länger. Man kam einfach ins „Cafe Wichtig“. Ab 17 Uhr gings los. Da stand dann auch in imposanter Größe Dieter Heil, Immobilienmann aus angesehener Architektenfamilie öfter gemeinsam mit seinem Bruder Gerhard. Auch Stammgast Enno Lücht sitzt immer noch gerne mit seiner hübschen Frau an der Bar. Und am Tresen und schauen immer noch große Augen cool und männlich souverän nach jenen Mädels, die damals ganz hoch im Kurswert der Männergesellschaft standen. Wozu auch Monika Burda zählte, damals (bis heute) eine der Schönsten ihrer Altersklasse. Oder das ehemalige Topmodel und spätere Modechefin Elke Mathes, deren Boutique „New Lady“ stets in verständlicher Konkurrenz zu mancher Adresse, wie auch zu der ebenfalls hoch im modischen Kurs stehende Frankfurter Topgolferin Claudia Rassmann und Fressgass-Geschäftsfrau, in der besonders teuren Goethestraße stand. Nach Feierabend musste man/frau wenigstens mal auf ein Glas Champagner ins Operncafe reinschauen, um wenigstens zu wissen, wer da war. Eine Übung, die in allen Städten von München, Düsseldorf, Hamburg oder Köln mit einem flotten jungen Klientel gerne geübt wird. Bei Modeschauen, die es heute in der Vielzahl und dem gewissen Flair nicht mehr so oft gibt, war es eine Automation, dass man nochmals in „Cafe Wichtig“ ging, um sich nachträglich ein zweites Mal feiern zu lassen. begrüßen konnte, was in jenen Jahren in der Szene von Mode, Show und natürlich auch Frankfurter Wichtigkeit kreuchte und fleuchte. Wer 1980 erstmals schon kurz nach der Eröffnung in der Schickeria umherwandelte oder gar richtig dazu gehörte wird das Operncafe vermutlich nie vergessen. Der damals genauso oft veröffentlichte Spitzname „Cafe Wichtig“ vom Operncafe fällt inzwischen kaum noch. Viele der nachgerückten Generation kennen ihn gar nicht. Der Vorzug: Man hatte sehr schnell Kontakt mit Leuten, die zum Stammpublikum gehörten. Auch zu echten Prominenten, die es damals tatsächlich gab. Die Werbegrößen „Wiki“ oder Kollege „Schorsch“, die in ihren Agenturen heiße PR-Veranstaltungen strickten, die es heute in dieser gelockerten Form leider nicht mehr gibt, sagen – inzwischen auch etwas in die Jahre gekommen: „Jeder wußte irgendetwas vom anderen in dieser Szene. Aber man fühlte sich im Geiste sehr oft verbunden und nahm das Leben auch ein Stück leichter als heute, wo fast jeder geschäftlich ziemlichem Druck ausgesetzt ist.“ Was eindeutig stimmt. Die Gäste waren unbeschwerter. Zumindest kommt mir das so vor.
Aber wenn man sich wieder einmal trifft, dann wird gelächelt. Oft kommt man beim Verabschieden zu dem sinnigen Schluss: „Nichts bleibt wie es mal war.“ Sagte dieser Tage Hartmut Schiemann, der inzwischen mit einigen Kilos mehr auf den Rippen, immer wieder mal gerne von seiner neuen Heimatadresse Wiesbaden nach Frankfurt fährt. „Um einfach mal zu gucken“, meinte er. Nach was guckt er denn der Hartmut, der leicht ergraute Neu-Rentner, der ab und zu mal irgendwo auf der Welt mit ihm seit Jahren wohlbekannten Bands („Toto“ mit Bobby Kimball) sich einen Bühnenauftritt genehmigt und dann dann besonders glücklich ist. Die Hälfte des Jahres verbringt er entweder in Florida oder auf Kuba. Und was spricht er so, der einstige Erfolgsgastronom, der mitunter noch weitere Lokale unter seiner Regie hatte? Was sagt er zur Entwicklung in Frankfurt? Wie fühlt er mit der Eintracht als Mann, der in jungen Jahren gerne in Schoppenmannschaften mitkickte? Eines stellt er mit schöner hessischer Zunge generell fest: „Wo ich mich früher uffgerescht hab, da lass isch es jetzt lieber bleiwe. Es nutzt ja nix…“ Aber, und das ist ihm ein wenig wichtig: „Ich mach demnächst noch emal e neue CD mit gude Titel. Scheen rockig. Und dann is auch Schluss.“
Nunmehr im sonnigen Miami in einer schönen eigenen Immobilie als Alterssitz, ist Hartmut Schiemann so ziemlich die Ruhe in Person geworden. Früher verbrachte er manche Stunde u. a. mit mit dem Pflaster-Philosophen „Hamlet“ (Kuper), der schrillen und schreibenden, inzwischen aber verstorbenen Ex-Ikone des Nachtlebens. Jetzt meinte bei unserer letzten Frankfurter Begegnung: „Vor 20 Jahrn hab isch zuerst nach de Fraue geguckt, aber nur wenn sie besonders verführerisch oder schee warn. Heut guck isch nach alte Gefährte oder liebe Stammgäst vom alte Operncafe. “
Klare Einsichten. Aber er wäre nicht Hartmut Schiemann, gäbe es nicht noch ein Tüpfelchen: „Wobei ich jetzt jedes Mal hoff, dass sie mich noch erkenne oder wenigstens mein Namen behalten habe…“ Nett gesagt, Hartmut, Humor wie früher. Etwas leiser, aber gern gehört.
Der Beitrag „Johnny be good“ alias Operncafe-Ex-Inhaber Hartmut Schiemann macht noch eine eigene Rock-CD erschien zuerst auf Horst Rebers Tag & Nachtausgabe.
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