Der Terror-Anschlag mit einem LKW auf dem Weihnachtsmarkt Breitscheidplatz in Berlin hat eine grausame Wirklichkeit im Zusammenleben unterschiedlicher Religionen oder Nationen aufgezeigt: Es gibt bei uns so viele kluge Menschen, die genau gewußt hätten, wie es dort nicht sein durfte. Und dazu der Nachsatz: Hat man denn aus Paris nicht gelernt?
Bei solcher Argumentation sträuben sich mir die Haare.
Naive Fragesteller sind seitdem in Heerscharen auch in den Internetkanälen unterwegs, die Bundesrepublik ist eingekreist von 1000 Fragen. Sehr schön, aber auch Millionen von Schlaubergern helfen nicht mehr.
Wir müssen feststellen – der Terror ist inzwischen überall. Seit 2001, als Flugzeuge von fanatisierten Attentätern in Wolkenkratzer der Stadt New York gesteuert wurden. Das heißt: Auch auch in den Wolken dieser US-Metropole, wo Stahl und Beton weithin sichtbar für vermeintliche Festigkeit und Sicherheit sorgen, ist der Mensch durch böses Tun der eigenen Gattung gefährdet. Unser Leben hängt mehr denn je vom Zufall unseres jeweiligen Standorts ab. Diese Bedrohung müssen wir ernster denn je nehmen, denn die Welt steckt noch viel mehr als früher voller Aggression. Wobei die Natur mit ihren eigenen Klimakatastrophen sich einfügt in die Kette der vielen Bedrohlichkeiten.
Nehmen wir zur Kenntnis: Wir Menschen, wir Bürger, egal in welchem Land, leben zwar wenn es normal läuft, sind ziemlich schutzlos geworden. Aber wehe der Ernstfall der Bedrohung trifft ein. Wie kürzlich in Paris, Istanbul oder jetzt gerade aktuell in Berlin.
Dazu gleich die Frage: Wie verhält sich denn der Mensch generell im Alltag inzwischen auf unserem Planeten? Sicher, der Zweite Weltkrieg ist über 70 Jahre her. Aber kleinere Kriege, wie auch aktuell in Syrien, dem Irak, in Iran oder afrikanischen Staaten hat es immer geben. Und es gibt in der Zwischenzeit genügend neue blutige Auseinadersetzungen, die Angst machen und wo wir täglich zuschauen können. Eine Situation, die immer wieder die Frage aufwirft: Lernt die Menschheit – und damit sind nicht nur einsame Machthaber gemeint – denn nie etwas dazu?
Nein, sie tut das eben nicht. Weil immer andere Menschen am Werk sind und der Macht erliegen. Fast überall sind menschliche Ungeheuer mit irgendwelchen Waffen mit Zerstörungs-Phantasien unterwegs. Im Kleinen wie im Großen.
Wir müssten eigentlich zum lokalen Schutz bei Festivitäten keine zusätzlichen Poller als Schutz vor LKWs aufstellen, auch wenn sowas im kleinen Bedarf eines Weihnachtsmarktes vielleicht auf den ersten Blick hilfreich sein kann. Vielmehr muss die Menschheit begreifen, dass Leben generell – das eigene und das fremde – schützenswert ist und dass dies auch so bleiben muss. Also ist es dringend erforderlich, dass die kranken Hirnhälften mit Psychotherapie und anderen Erkenntnissen behandelt werden. Psychotherapeuten und Psychologen hätten enorm viel Arbeit. Raus mit den erkrankten Windungen, die für Angst und Schrecken sorgen. Aber so einfach wie geschrieben ist das leider nicht. Die Gesellschaft unseres Planeten braucht dringend neue Hirn-Nahrung, ein verändertes, ein besseres und humaneres Bewußtsein. Eine Denke, die friedlich stimmt. Eine ohne den grenzenlosen Egoismus und die zunehmende Aggressivität, die zu Terror, Zerstörung, Mord und Totschlag animiert. Der Mensch ist nicht mehr berechenbar. Vielleicht war er es auch nie. Jedenfalls nicht lange. Da helfen inzwischen jedoch auch neue schärfere Gesetze nichts, die von der Politik dann stets nach einem unheilvollen Tag mit gewaltigem Mediengetöse gefordert werden. Eine lächerliche Therapie.
Wir brauchen wieder eine gemeinsame Basis für Zusammenleben mit Toleranz und Respekt vor anderen Nationen und anderen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Religion und Bildung. Der Mensch muss sich inzwischen in erster Linie vor sich selbst in Acht nehmen. So weit sind wir. Wenn ein 12jähriger Schüler aus Ludwigshafen versucht, wie gerade passiert, eine selbstgebastelte Nagelbombe auf einem Weihnachtsmarkt zu zünden, dann ist aber verdammt viel bei uns in der Gesellschaft schief gelaufen. Das bleibt vermutlich ein Einzelfall in der Fülle von Gewalt. Aber wir können nicht alles auf die Politik schieben. Dort sind – von Berlin bis Frankfurt, München oder Buxtehude – auch nur Menschen zugange. Das heißt im Klartext: Der Mensch an sich muss sich verändern. Nämlich vernünftiger, normaler und angenehmer für alle auftreten. Also weniger egoistisch und ein großes Stück sozialer.
Aber wer schafft es, diese Botschaft überall hinzutragen, wo unsere Art sich mit insgesamt über 82 Millionen Exemplaren allein in Deutschland aufhält? Ich verzage nicht. Aber ich hoffe, hoffe, hoffe.
Der Beitrag Der Mensch im Wandel des Terrors und der Ohnmacht. Kein Konzept, keine Ideen und keine Sicherheit vor dem Bösen erschien zuerst auf Horst Rebers Tag & Nachtausgabe.
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